Die Sonatine für Klavier von Johann Kuhlau, opus 20, Nr. 1, steht in C-Dur und hat ein lebhaftes Tempo (Allegro). Ihr Charakter ist freudig und bewegt.
Die Sonatine hat keine langsame Einleitung,
entsprechend beginnt der Hauptsatz
in C-Dur in Takt 1. Ab Takt 13 ist ein Tonartwechsel nach c-Moll zu erkennen,
in Takt 15 moduliert der Komponistüber die Doppeldominante
D-Dur zur Dominante G-Dur, die in Takt 17 erreicht wird.
Hier beginnt auch der Seitensatz, der sich deutlich vom Hauptsatz unterscheidet.
Der
aufsteigenden Dreiklangsmelodik
in Takt 1 bis 3 mit großem Tonumfang
steht eine absteigende Stufenmelodik
in Takt 17/18 gegenüber. Auffällig sind auch die vielen harmoniefremden Töne im Seitensatz, während der Hauptsatz fast
vollständig bei den Tönen der C-Dur-Tonart bleibt.
Rhythmisch wirkt der Seitensatz deutlich
bewegter durch die Achtelbewegung in
der rechten Hand. Die Notenwerte im Hauptsatz dagegen sind weitgehend durch Halbe
und Viertel geprägt. Beide Themen haben eine geringe Lautstärke (piano), wobei
die zusätzliche Spielanweisung „dolce“
(=süß, sanft) dem 2. Thema einen etwas weicheren Ausdruck geben soll. Auch die
Begleitung beider Themen ist sehr ähnlich und besteht aus gebrochenen Dreiklangsfiguren,
so genannten „Albertibässen“, wie sie
in der klassischen Klaviermusik sehr häufig anzutreffen sind.
Im Charakter sind die beiden Themen deutlich
gegensätzlich, das kraftvoll, in großen Notenwerten aufstrebende 1. Thema steht
einem lyrischen und beweglicheren 2. Thema gegenüber. Besonders auffällig in
der Exposition ist die Triolenbewegung
in Takt 13 ff in der rechten Hand, verbunden mit wuchtigen Oktaven in der
linken Hand, die den Anfang des Hauptsatzes aufgreifen, allerdings nach c-Moll
verändern und in großer Lautstärke gespielt werden. Außerdem tauchen ab Takt 24
sehr prägnante Tonleiterbewegungen in Sechzehnteln auf. Diesen Teil kann man
auch schon als Schlussgruppe
ansehen, die ebenfalls in G-Dur, der Dominante zu C-Dur steht. Denkbar ist aber
auch, die Schlussgruppe erst ab Takt 29 beginnen zu lassen.
Die Exposition wird wiederholt. Ab Takt 32 beginnt die
Durchführung. In ihr werden entfernte Tonarten durchwandert, z.B. in Takt 39
As-Dur und in Takt 42 c-Moll. Motivisch greift der Komponist in der
Durchführung Tonleiterfiguren aus der Exposition auf (Takt 41, Exposition Takt
24), das Staccatomotiv mit drei
Achteln aus dem Hauptsatz (Exposition Takt 2, Durchführung Takt 35 bis 37) und
die Oktaven in der linken Hand (Exposition Takt 13, Durchführung Takt 39 ff).
Die gehäuften Sforzati ab Takt 42
verleihen der Durchführung einen dramatischen Charakter.
In Takt 50 beginnt die Reprise in der Haupttonart C-Dur. Der Seitensatz der Reprise
beginn in Takt 66, steht aber jetzt auch
in C-Dur, der Tonika. Ebenso bleibt die Schlussgruppe in der Tonart C-dur ab
Takt 73 bzw. 77.
Die Sonatine entspricht vollständig den „Regeln“ der Sonatenhauptsatzform. Besonderes Merkmal
sind die starken Kontraste in Rhythmus und Dynamik, die das Stück sehr
abwechslungsreich gestalten, obwohl die beiden Hauptthemen im piano gehalten
sind. Dramatische Passagen erscheinen in diesem Stück eher in den
Überleitungsteilen, der Schlussgruppe und der Durchführung.
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